Forschung

Forschungsprojekte

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt "Seeing Antisemitism Through Law: High Promises or Indeterminacies?" hat zum Ziel, die rechtliche Bekämpfung von Antisemitismus in Europa und darüber hinaus zu untersuchen. Dabei soll untersucht werden, ob und wie ausgewählte Rechtsordnungen wissenschaftliche Erkenntnisse anderer Disziplinen rezipieren und wie sich eine zeitversetzte Antwort des Rechts auf die Bekämpfung des Antisemitismus auswirkt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Thilo Marauhn, Prof. Dr. Benjamin Lahusen und Dr. Reut Paz unternimmt das Forschungsteam eine vergleichende Analyse des Rechts zur Bekämpfung von Antisemitismus in vier europäischen Ländern und auf internationaler Ebene. Insbesondere will das Projektteam Erkenntnisse darüber gewinnen, ob und inwieweit die Rechtsprechung in Deutschland, Polen, Frankreich und im Vereinigten Königreich (in-)adäquat ist, um Antisemitismus zu bekämpfen.

Während des Nationalsozialismus wurden hunderttausende Kulturgüter zwangsverkauft oder enteignet. Die Rückabwicklung dieses Raubzuges begann mit der Rückerstattungsgesetzgebung der westlichen Alliierten. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde der Umgang mit Vermögenswerten aus der Zeit des Holocaust neu verhandelt. Zwar gibt es keine rechtlich durchsetzbaren Ansprüche mehr, doch verpflichteten sich 1998 in Washington 44 Staaten, für NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter „gerechte und faire“ Lösungen zu finden. In Deutschland wurde dies unter Rückgriff auf die alliierte Gesetzgebung der unmittelbaren Nachkriegszeit in der sog. Handreichung 2001 konkretisiert.

Das interdisziplinäre Bildungs- und Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Benjamin Lahusen und Dr. Gesa Vietzen erforscht die Rückerstattungsgesetzgebung seit 1945, um auf dieser wissenschaftlichen Grundlage einen fundierten Praxiskommentar der aktuellen Prüfkriterien eines verfolgungsbedingten Entzugs seit 2001 bis heute zu erstellen. Begleitend wird das Thema in die reguläre universitäre Ausbildung und in spezielle Weiterbildungsprogramme eingebunden.

Das Projekt wird seit September 2022 von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.

 

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Das Forschungsprojekt wird finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Das von Adolf Hitler im Jahre 1938 geplante Museum in Linz war eine der wichtigsten Einrichtungen für die Propaganda- und Kulturpolitik des ‚Dritten Reiches‘. Die Besonderheiten der Linzer Sammlung sind bislang nur teilweise erforscht, da die Quellenlage ausgesprochen unsicher war. Die nach dem Krieg nach Moskau verlagerten und geheim aufbewahrten ‚Linz‘-Bestände dürfen wie ein ‚Moskauer Inventar‘ zur weiteren Erforschung des Themas bezeichnet werden und sind als Quellengrundlage der angestrebten quantitativen als auch qualitativen Analyse zum ersten Mal nach 1945 überhaupt verfügbar. Erst unter Berücksichtigung der von der UdSSR erbeuteten Bestände lässt es sich daran denken, den tatsächlichen Umfang der Sammlung zu rekonstruieren. Die Dokumente aus dem Kontext des ‚Führermuseums‘, etwa zur „Sicherstellung von Kunstgut aus reichs- und volksfeindlichem Besitz“, sind für die Forschung zum Holocaust von besonderem Interesse, weil sie viel über die Grundlagen und Methoden, aber auch die Praxis der Enteignung der jüdischen Sammlungen durch die Nationalsozialisten in ganz Europa aussagen. Damit ergibt sich erstmals die Möglichkeit, den ‚Sonderauftrag Linz‘ als eine der Haupteinrichtungen des nationalsozialistischen Kunstraubs in ihren europäischen Dimensionen nachzuvollziehen. Noch heute wirft der ‚Linzer Bestand‘ komplizierte Restitutionsfragen auf. Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts steht deshalb eine Untersuchung von Konzeption und Durchführung des NS-Kunstraubs, illustriert am zentralen Beispiel des ‚Sonderauftrags Linz‘, der mithilfe der neuen Quellen erstmals umfassend erforscht werden kann. Dazu gehört auch die Art und Weise, wie die SMAD-Organe mit den Museumsbeständen umgegangen sind, als auch ihre Ansprüche auf die verlagerten Kunst- und Kulturgüter. Dies verspricht eine erste, lückenlos quellenbasierte Untersuchung und Darstellung der Geschichte des ‚Linz‘-Bestandes und seiner Verbindungen zum NS-Kunstraub.

Professur für Bürgerliches Recht und Neuere Rechtsgeschichte

Europa-Universität Viadrina | Prof. Dr. Benjamin Lahusen

Assistenz:
Leane Böhm
Hauptgebäude, Raum 126